Die Trainerin
Nach Abschluss meiner Ausbildung zur Industriekauffrau war ich mehr als 20 Jahre in verschiedenen Bereichen eines Wirtschaftsunternehmens tätig. In dieser Zeit sammelte ich umfangreiche Erfahrungen in den Bereichen Kundenkommunikation und Personalwesen.
Von Geburt an bin ich hochgradig sehbehindert. Die ersten Schuljahre verbrachte ich auf einer Sehbehindertenschule, wechselte dann aber mit Beginn der siebten Klasse in die inklusive Beschulung auf einer Regelschule. So lernte ich früh, mich unter Menschen ohne Behinderung zurecht zu finden. Bereits während dieser Zeit erarbeitete ich mir die Fähigkeit, meine behinderungsbedingten Einschränkungen präzise zu beschreiben und meine daraus resultierenden Bedürfnisse angemessen zu kommunizieren. Dies waren gute Voraussetzungen, um mir ein hohes Maß an Selbständigkeit zu erarbeiten. Seit meinem 21. Lebensjahr lebe ich in einem eigenen Haushalt ohne jegliche Art von Betreuung.
Während meiner fast 30-jährigen Vorstandsarbeit im Fanclub Sehhunde, einer Interessenvertretung blinder und sehbehinderter Fußballfans, habe ich sehr viel Erfahrung im Bereich Organisieren und Durchführen von Veranstaltungen gesammelt. 1999 entwickelte ich zusammen mit Bayer 04 Leverkusen ein Konzept für die Einrichtung spezieller Sitzplätze für blinde und sehbehinderte Stadionbesucher, wo sie eine auf die Bedürfnisse angepasste Reportage über Kopfhörer erhalten. Bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland etablierte sich dieses Angebot nicht zuletzt durch meine Mithilfe in vielen Stadien, und das Turnier wurde das erste weltweit mit diesem Service. Für diesen ehrenamtlichen Einsatz erhielt ich 2006 das Bundesverdienstkreuz. Im Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und anderer Projekte führte ich mehrere Workshops durch. Auf diversen Reisen, die ich größtenteils ohne sehende Begleitperson tätigte, baten mich Mitreisende immer wieder um Gesprächsrunden, in denen ich den Alltag als Sehbehinderte schilderte und die unterschiedlichsten Fragen beantwortete.
In meinem selbständigen aktiven Leben begegnen mir unzählige Situationen, in denen beispielsweise Verkäufer, Kellner, Mitarbeiter des Gesundheitswesens oder von Verkehrsbetrieben nicht wissen, wie sie mit mir und meiner Behinderung umgehen sollen. Aus Gesprächen mit anderen Menschen mit verschiedensten Behinderungen weiß ich, dass sie die gleichen Erfahrungen machen.
Deshalb habe ich mich entschlossen, meine Erfahrungen im Interesse aller Beteiligten weiterzugeben.